Heute vor 86 Jahren: Bücherverbrennung auf dem Uniplatz

Zur unrühmlichen Geschichte Heidelbergs – wo es bereits 1924 einen nationalsozialistischen AStA-Vorsitzenden gab – zählt die Tatsache, dass sich im Jahre 1933 hier gleich drei Bücherverbrennungen ereigneten.

Die erste Bücherverbrennung geschah am Nachmittag des 11. März. SA-Schergen plünderten das Gewerkschaftshaus in der Rohrbacher Straße, warfen die erbeuteten Schriften und Fahnen auf einen Haufen und steckten sie in Brand.

Die dritte Bücherverbrennung war im Wesentlichen eine Aktion der örtlichen Hitlerjugend. Eigentlich sollte sie am Abend des 17. Juni stattfinden (im Rahmen der sog. „Kampfwoche gegen Schund und Schmutz“), fiel aufgrund von Dauerregen jedoch buchstäblich ins Wasser und wurde am 16. Juli auf dem Universitätsplatz nachgeholt.

In Erinnerung geblieben ist aber insbesondere die zweite Bücherverbrennung, die im Rahmen der sog. „Aktion wider den undeutschen Geist“ erfolgte und im Wesentlichen von Heidelberger Studierenden durchgeführt wurde. Die hiesigen Jungfaschist*innen hatten hierfür nicht nur ihre privaten Beständen zusammengetragen sowie ihre Kommiliton*innen in die Pflicht genommen, sondern auch die öffentlichen Bibliotheken durchforstet. Das Ganze war zunächst aber wohl weniger ergiebig als erhofft. Aufgrund von „organisatorischen Schwierigkeiten“ konnte die Bücherverbrennung daher nicht wie ursprünglich geplant – und wie überall sonst in Hitlerdeutschland – am 10. Mai stattfinden, sondern musste um eine Woche verschoben werden.

Am Abend des 17. Mai 1933 war es dann aber soweit. Nach einem Fackelmarsch fand gegen 22 Uhr die „öffentliche Verbrennung von antivölkischen Propagandaschriften und der jüdisch-marxistischen Zersetzungsliteratur“ auf dem Universitätsplatz statt, wozu die Jungnazis insbesondere die Schriften von Kurt Tucholsky, Emil Julius Gumbel und Erich Maria Remarque zählten. Nach Reden von u.a. Gustav Adolf Scheel, dem damaligen „Führer der Heidelberger Studentenschaft“ und späteren Ehrensenator und Reichsstudentenführer, endete die Veranstaltung mit dem Absingen des Horst-Wessel-Liedes.

Wie groß die Beteiligung an der Bücherverbrennung tatsächlich war, lässt sich nicht zweifelsfrei sagen. Zeitzeugenberichte widersprechen in Teilen der offiziellen Propaganda. Von erheblichem Widerstand wird jedoch nirgendwo berichtet, erst recht nicht auf studentischer Seite.

Literaturempfehlung:
Zimmermann, Clemens: Die Bücherverbrennung am 17. Mai 1933 in Heidelberg. Studenten und Politik am Ende der Weimarer Republik, in: Leonhard, Joachim Felix (Hg.) 1983: Bücherverbrennung. Zensur, Verbot, Vernichtung unter dem Nationalsozialismus in Heidelberg, Heidelberg: Heidelberger Verlagsanstalt und Druckerei, 55-84.

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