Heute vor 80 Jahren: Ausrufung des Weltstudierendentags

Ein kurzer Blick auf den Semesterplaner verrät es: Heute ist Weltstudierendentag – ein Tag, der seine Daseinsberechtigung leider nur noch daraus zu ziehen scheint, dass man Studierende an ihrem „Ehrentag“ mit 10-Prozent-Rabattcodes beglücken kann. Oder um ihnen zu zeigen, wie man sich „richtig“ versichert. Oder um als Firma den bedauernswerten hauseigenen Werksstudi vor die Kamera zu schleppen. Weil attraktiver Arbeitgeber und so.

Dabei hat dieser Aktions- und Gedenktag eigentlich einen viel aufregenderen, allerdings auch tragischen Hintergrund. Vor 80 Jahren wurde der Weltstudierendentag ausgerufen, um an die studentischen Proteste in Prag 1939 zu erinnern – und um dazu zu ermahnen, Unrecht nicht tatenlos zu erdulden, sondern sich ihm mutig entgegenzustellen. Wie es 1973 dann auch in Athen geschah, wo sich die Ereignisse auf eine gewisse Art und Weise wiederholten.

Hier ein paar Infos zu den historischen Hintergründen dieses Datums (die jeweiligen Links laden zum Weiterlesen ein):


Prag 1939: gegen Nazibarbarei

Am 28. Oktober 1939, dem 21. Jahrestag der Gründung der selbständigen Tschechoslowakei, fanden im damaligen „Protektorat Böhmen und Mähren“ Demonstrationen gegen die deutsche Okkupation und für eine unabhängige Tschechoslowakei statt.

In Prag waren vor allem Studierende aktiv. In Zusammenstößen mit der Polizei gab es viele Verletzte. Der Arbeiter Vaclav Sedlacek wurde getötet, der Medizinstudent Jan Opletal tödlich verletzt. Er starb am 11. November. Am Trauerzug für Jan Opletal am 15. November 1939 beteiligten sich Tausende. Sie sangen tschechische Lieder und riefen antideutsche Parolen.

Am 16. No­vember wurden neun „Rädelsführer“ verhaftet und ohne Ge­richtsverfahren erschossen. Jüdische Professoren und 1200 Studierende wurden am 17. No­vember im Rahmen der Sonderaktion Prag verhaftet und in Konzentrationslager deportiert. Die meisten von ihnen überlebten und wurden innerhalb von drei Jahren entlassen. Die tschechischen Hochschulen im Protektorat wurden bis Kriegsende geschlossen.

Viele Studierende flohen nach England und trugen mit dazu bei, dass der 17. November im Jahr 1941 vom International Students‘ Council zum International Students‘ Day ausgerufen wurde.


Athen 1973: für Demokratie

1500 Menschen besetzten am 14. November das Gelände der Technischen Hochschule und riefen über das neu installierte Radio Polytechnion zum Widerstand gegen die griechische Militärjunta auf, die das Land seit 1967 regierte. Bis zum 16.11. hatten sich ungefähr 5000 Menschen auf dem Gelände versammelt. Auch in den umliegenden Straßen versammelten sich viele Menschen. Vorausgegangen waren Anfang 1973 Proteste und Besetzungen an der Rechtsuniversität.

Am 17. November 1973 brachen Panzer das Eisentor zum Polytechnion im Zentrum Athens ein. Der Aufstand wurde am Morgen des 17. November niedergeschlagen, viele Menschen kamen dabei ums Leben. Die Militärjunta blieb zunächst noch an der Macht, ehe sie im Sommer 1974 – primär infolge des Zypernkonflikts, aber zumindest indirekt auch aufgrund des 17.11. – abtreten musst.

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