Stellungnahme zur Causa Neckarwiese: Belange junger Menschen endlich ernst nehmen!

Verbote, Krawall, rassistische Entgleisungen: Die Neckarwiese macht gerade in vielerlei Hinsicht Schlagzeilen. Auch die Verfasste Studierendenschaft hat sich nun dazu positioniert. Unsere Stellungnahme im Wortlaut:


Die Verfasste Studierendenschaft der Universität Heidelberg verurteilt die Eskalation und die Sperrzeiten auf der Neckarwiese. „Offen rassistische Ausfälle des Ordnungsbürgermeisters, eine Flut an immer weiteren Einschränkungen, das Auftreten der Polizei – all das wird die Lage nur verschärfen und wirft die Frage auf, ob die Stadt andere Lösungen kennt als Repression, rassistische Zuschreibungen und Schuldzuweisungen an Auswärtige“, betont Michèle Pfister, Referentin für Kommunales und Verkehr. Sie verweist auf die Aussagen des Kriminologen Christian Laue [1], wonach die Polizei in diesen Situationen eskalierend wirkt. Die Stadt müsse das Problem strukturell angehen.

Dass Aussagen [2] wie die des Ordnungsbürgermeisters Erichson über den angeblichen „Migrationshintergrund“ der Gewalttäter auf der Neckarwiese ein Jahr nach den weltweiten Black Lives Matter-Protesten überhaupt diskutiert werden müssen, zeige außerdem überdeutlich, wie das Problem des strukturellen Rassismus auch in Heidelberg präsent und ungelöst sei.

Das Argument, aus Gründen des Infektionsschutzes die Nutzung der Neckarwiese einzuschränken, lehnt die Verfasste Studierendenschaft ab. „Auf Freiflächen verteilen sich Aerosole deutlich besser. Jetzt werden die Besucher der Wiese in die Altstadt und Kneipen getrieben. Jugendliche und junge Erwachsene sind noch wenig geimpft. Das führt zu einer weiteren unnötigen Gefährdung einer noch nicht ausreichend durchgeimpften Bevölkerungsgruppe“, erklärt Pfister.

Schon während des Lockdowns wurden Jugendliche und junge Erwachsene nur als ‚Gefahr‘ oder als ‚Krankheitsträger‘ gesehen, während sie massivem sozialen und finanziellen Druck z.B. an der Universität ausgesetzt waren. „Unsere Belange werden, wie schon bei den Klimaprotesten durch Fridays for Future, ignoriert“, betont die Studentin. Dabei gehe es auch um grundlegende Freiheitsrechte. „Wir haben uns während der Lockdowns oft über die Vorschriften hinaus eingeschränkt, um die Gesundheit anderer zu schützen“, so Pfister weiter. Nun würden Studierende und andere junge Erwachsene als ‚Säufer‘ und ‚Randalierer‘ dargestellt, denen es nur um Krawall und Besäufnis gehe. Es gäbe in Heidelberg keine mit der Neckarwiese vergleichbaren, nicht-kommerziellen Freiräume.

Die Verfasste Studierendenschaft fordert die Stadt auf, die Belange junger Menschen endlich ernst zu nehmen, die Einschränkungen aufzuheben und die Neckarvorlandsatzung nicht zu verschärfen.

[1] https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheim/gewalt-jugendliche-polizei-100.html
[2] https://www.rnz.de/nachrichten/heidelberg_artikel,-heidelberger-altstadt-schwere-vorwuerfe-gegen-buergermeister-erichson-_arid,702760.html

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