Ökoblatt KW 32/2020


Was steht an?

Sa. 01.08. 15:30 OPEN DYKES*_Fahrrad-Demo „Dykes* on Bikes“
Uniplatz, Heidelberg

Queeres Netzwerk Heidelberg

Mehr Infos unter: https://www.sofo-hd.de/event/1595713438

So. 02.08. 15:00 Physische Führung über das Geländes des enstehenden selbstverwalteten Studierendenwohnheims Collegium Academicum
Ehemaliges US-Hospital in Rohrbach

Collegium Academicum

Anmeldung via E-Mail an:  kontakt@collegiumacademicum.de

Fr.  07.08. 18:00 Fahrraddemo: Verkehrswende statt Weltende – FFF zurück auf den Straßen!
Neckarwiese Heidelberg

Fridays for Future Heidelberg, ADFC Heidelberg

Link zur Veranstaltung: https://www.sofo-hd.de/event/1594902177

Onlineveranstaltungen

Di. 04.08. 19:00 Atomkraftwerke weltweit abschalten: Keine Renaissance der Atomenergie zulassen!
Online-Vortrag

Referent: Uwe Hiksch, Bundesvorstand NaturFreunde Deutschlands

Anmeldung hier: https://www.naturfreunde.de/Treffpunkt-I-AKW

Di. 25.08. – So. 30.08. Kongress Zukunft Für Alle
Online und in Leipzig

Konzeptwerk Neue Ökonomie

Anmeldung unter. https://zukunftfueralle.jetzt/kongress/anmeldung/

Mehr sozialökologische Veranstaltungen in Heidelberg findest du auch unter: http://sofo-hd.de/


Initiative der Woche

Critical Mass Heidelberg

Am 31.07. waren wieder spontan und unorganisiert, wie wohl jeden letzten Freitag im Monat,  einige Menschen in Heidelberg gemeinsam mit dem Fahrrad unterwegs. Sie nehmen sich damit ihr Recht nach § 27 der Straßenverkehrsordnung.

Das sagt jedenfalls diese Seite: http://criticalmass.de/heidelberg

 

Auf der Karte von morgen findest du zusätzlich Informationen zu Initiativen aus der Region:

Große Karte öffnen

Du möchtest anderen eine Initiative näher bringen, von der du Teil bist? Dann kannst du uns in Absprache mit den anderen Menschen deiner Gruppe eine E-Mail schicken an: „oekomail@stura.uni-heidelberg.de„. Ein kleiner Infotext mit 220 Zeichen reicht uns dabei aus.


Bewegung und Politik – global wie lokal

Heidelberg und Region

Die Pläne für den neuen Betriebshof der RNV am selben alten Standort in Bergheim wurden vorgestellt. Frühestens ab 2024 kann gebaut werden, wenn genügend Flächen für Busse und Straßenbahnen gefunden sind, die nicht auf dem alten Gelände untergebracht werden können.
In die Steinach bei Neckarsteinach sind möglicherweise Flockungsmittel aus einer Kläranlage geflossen, so dass 10 bis 15 Forellen starben. Die genau Quelle der Verunreinigung konnte bisher nicht geklärt werden. Die Kläranlagenbetreibenden wollen die Population ersetzen.
Passend zur Verbesserung der Bedingungen für Fahrrad- und Fußverkehr in Heidelberg in der Ladenburger Straße (40 illegale Autoparkplätze weniger) und in der Gaisbergstraße (dasselbe und Ausbau zur Radstraße) haben Radaktivist:innen u.a. vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club)  mit Poolnudeln darauf aufmerksam gemacht, dass Autos seit Anfang 2020 laut Straßenverkehrsordnung beim Überholen 1,5 Metern Abstand zu Fahrrädern halten müssen – nicht nur während der Pandemie. Außerdem gab es am 31.07, wieder eine Critical Mass in Heidelberg, wie wohl jeden letzten Freitag im Monat.
Der Antrag auf Ausrufung des Klimanotstands im Rhein-Neckar-Kreis wurde vom Kreistag verschoben auf die nächste Sitzung, in der auch das Klimaschutzkonzept des Kreises diskutiert werden darf. Im Moment sieht es schlecht aus mit dem Klimaschutz im Kreis: Von 2010 bis 2017 gab es weniger als 5 % Minderung des Treibhausgasausstoßes, der Endenergieverbrauch ist sogar leicht gestiegen. Der Gesamtausstoß pro Person liegt 20 % über dem bundesdeutschen Durchschnitt.

Baden-Württemberg

Schon am 22.07. hat der Landtag von Baden-Württemberg das „Biodiversitätsstärkungsgesetz“ verabschiedet. Es war auf Druck der Volksbegehren-Kampagne „Rettet die Bienen“ entstanden. Die Initiierenden hatten sich allerdings vom Gesetzesvorhaben überzeugen lassen, das Begehren nicht weiter fortzusetzen. Der BUND und die biologische Landwirtschaft zeigten sich erleichtert über die Vorhaben in BaWü:
  • 30 – 40 % Bioanbau bis 2030
  • 40 – 50 % Senkung des Anteils chemisch-synthetischer Herbizide  bis 2030 
  • 15 % der Landesfläche sollen mittelfristig ein Biotopverbund werden
  • 5-10 % der Landesfläche sollen mittelfristig Rückzugsflächen für die Artenvielfalt werden
  • Streuobstbäume dürfen nur noch mit behördlicher Genehmigung gerodet werden
  • Schottergärten sind künftig verboten
  • die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) stellt ökologische Ausgleichsmaßnahmen für Baumaßnahmen auf einer Online-Plattform transparent dar
Das Land Baden-Württemberg kauft für 1,57 Mrd. € 130 neue Doppelstockzüge über die Landesanstalt für Schienenfahrzeuge. Diese sollen dann an Verkehrsunternehmen vermietet werden, vor allem für die
Strecken zwischen Ulm und Stuttgart.
Das grün-schwarze Landes-Klimaschutzgesetz BaWü ging am 28.07. durch’s Kabinett in den Landtag. Ab 2022 gilt eine Photovoltaikpflicht für Nicht-Wohngebäude. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) schätze das Gesetz als „Bankrotterklärung“ ein. In der Stellungnahme der Naturschutzverbände in Baden-Württemberg heißt es, dass das Gesetz nicht ausreiche, um die 1,5°C-Zielvorgaben des Paris Agreement von 2015 zu erreichen, weshalb dort konkrete Vorschläge gemacht werden, wie diese tatsächlich zu erreichen sind.

BRD

Fridays for Future Germany kündigt neue Proteste gegen Siemens (Energy) an. Die abgespaltene Siemens Energy steht kurz vor dem Börsengang, setzt vor allem auf Gas und Öl und will die Turbinen für die neuen Stein-Kohleblöcke Jawa 9 und Jawa 10 des Banten Suralaya Kraftwerks auf West-Java (Republik Indonesien) liefern, die mit 2 Gigawatt installierte Leistung ab 2024 in Betrieb gehen sollen. Diese Dimensionen entsprechem allen aktiven Blöcken des größten Steinkohlekraft der BRD, dem GKM in Mannheim. Und: Das Kraftwerk auf Westjava hat schon jetzt eine installierte Leistung von 4 GW. Auch der südkoreanische Mischkonzern Doosan baut an den Blöcken mit.
Ende Gelände erklärt die eigene Strategie in diesem Jahr im Interview mit der taz. Unter anderem wird es kein zentrales Camp geben in diesem Jahr, beim Aktionswochenende rund um den 27. September.

Europa

Im Königreich Schweden soll es ab 01.08.2022 wieder Nachtzüge auf den Verbindungen „Stockholm <-> Hamburg“ und „Malmö <->  Brüssel“ geben. Grund dafür ist die erhöhte Nachfrage der Bevölkerung, sicherlich auch aufgrund der Sensibilisierung durch die in Schweden gestartete Bewegung „Fridays for Future“. Für die ersten Jahre wird nicht damit gerechnet, dass die Verbindungen kommerziell laufen werden, sondern staatliche Unterstützung nutzen müssen.

Global

Global wurden in 2019 212 Umweltschützer:innen getötet, zwei Drittel davon in Ländern auf dem südamerikanischen Kontinent, 49 in der Republik der Philippinen . 40 % der getöteten Menschen waren Indigene, 10 % Frauen, so die Studie der NGO „Global Witness“. Die meisten wurden im Zusammenhang mit Aktivitäten im Bereich Bergbau (50), gefolgt von Landwirtschaft (34) und Forstwirtschaft (24) ermordet. Beobachtende sehen dabei oft ein Netz aus Unternehmen, Großgrundbesitzer:innen, staatlichen Sicherheitsorganen, paramlitärischen Gruppen und profitierenden Politiker:innen am Werk.

Perspektiven und Wissenswertes

Biodiversität und Naturschutz

Das Statistische Bundesamt hat festgestellt, dass in 2019 32 Millionen Kubikmeter Schadholz aus den Wäldern in der BRD aufgrund von Insektschäden abgeholzt werden mussten; dreimal so viel wie in 2018 und mehr als fünfmal so viel wie in 2017. Als Gründe werden die anhaltende Dürre und die Ausbreitung verschiedener Borkenkäfer genannt. Besonders leiden Fichten, Tannen, Douglasien, Kiefern und Lärchen. Mittlerweile machen die 32 Mil. m³ 68 % der Gesamtfällungen aus, dreimal so hoch wie in 2010. Aufgrund des Wassermangels werfen Bäume Äste, Blätter und Früchte ab.

Die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) hat den Einfluss von Stickstoff auf das Wachstum von Bäumen analysiert. Der dazugehörige Datensatz umfasst Daten wie Art, Höhe und Durchmesser des Baumstammes zu 100.000 Nadel- und Laubbäumen in 23 europäischen Ländern, sowie der vorherrschenden Luft- und Bodenqualität, die über 15 Jahre gesammelt wurden. Der wesentlichste Faktor für das Wachstum der Bäume war der über die Luft eingetragene Stickstoff.  Wichtig dabei: Ab einem Grenzwert von 25 bis 35 Kilogramm Stickstoffeintrag pro Hektar und Jahr wirkt der Stickstoff nicht mehr wachstumsfördernd: geringeres Wurzelwachstum, lichtere Baumkronen, Wachstum in die Länge, schwammigere Triebe, höhere Anfälligkeit für Frost- und Hitzeschäden. Ein Ursache für Stickstoffüberschuss seien z.B. die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe, die sich nicht wie die anderen daran beteiligt, den Stickstoffüberchuss zu stoppen (93 kg pro Hektar und Jahr in 2017 laut Umweltbundesamt), so Agrarwissenschaftler:innen.

In einer am 29.07. in Nature erschienen Meta-Untersuchung von 123 Studien geht es um das Thema Artensterben. Diese zeigt auf, dass das Artensterben möglicherweise nach dem methodischen Ansatz „ecosystem decay“ viel schneller vorangeht, als nach dem Ansatz „passive sampling“

Letzteres nimmt eine lineare Annahme vor, nämlich: „weniger Lebensraum -> weniger Arten“. Nach dem ersten Ansatz kann diese lineare Beziehung nicht aufrecht erhalten werden bei kleine isolierten Lebensräumen – für die Artenvielfalt ist dann entscheidend, was diese Lebensräume umgibt. Sind die Räume schon zu klein, geht möglicherweise ein noch schnelleres Artensterben vonstatten. So resümieren die Autor:innen auch, dass das Artensterben schneller vorangeht, als bisher erwartet. Für den Artenschutz sind daher Biotopverbünde eine denkbar wichtige Forderung.

Der Ökologe Dr. Mordecai Ogada kritisiert in seinem Buch „Die große Naturschutz-Lüge“ mit scharfen Worten die Haltung der NGOs und (reiche), internationale Spender:innen, die Naturparks auf dem afrikanischen Kontinent, z.B. in Tansania und Kenia, finanzieren. Für diese werden ortsansässige Menschen vertrieben, erschossen und als koloniale Kontinuität auch aus der öffentlichen Darstellung der Parks verbannt. Währenddessen ist der Naturschutz in diesem Kontext strukturell weiß dominiert und teilweise außerhalb staatlicher Kontrolle, obwohl zum Teil militarisiert.

Meteorologie

Seit Anfang Juni regnet es in der Region Assam im Nordosten der Republik Indien pausenlos, so dass nun der Brahmaputra über die Ufer getreten ist, 123 Menschen gestorben und 2000 Dörfer überschwemmt sind. Stärkere Monsunregen, aber auch schmelzende Gletscher im Himalaja sorgen laut Umweltschutzgruppen für ansteigende Pegel der Wassermassen.

Müll

Im Vergleich zur Mitte der 80er-Jahre wird 46 % weniger Restmüll von Menschen in der BRD produziert, immer noch 128 kg pro Person pro Jahr. Die Mülltrennung funktioniert immer noch nicht so gut: nur ein Drittel der Dinge im Restmüll sind wirklich nicht mehr verwertbar, so das Umweltbundesamt.

Aufgrund einer um 75% niedrigeren Gebühr als im EU-Schnitt für jede importierte Tonne Müll importieren Firmen in der Republik Portugal jährlich 330000 Tonnen Müll. Falls der Müll als Brennstoff für Zementfabriken genutzt wird, fallen sogar nur 3 € an. Die reale Recyclingquote liegt dabei unter 30 %. Jetzt wurde der Müllimport bis zum Jahresende gestoppt.

Eine in Science erschienene Studie modelliert fünf Szenarien der weltweiten Plastikmüllproduktion für die Zeitspanne von 2016 bis 2040. Wenn der (Einweg-)Plastikkonsum so weiter steigt, wie bisher, wird der Plastikmüll von 36,9 Millionen Tonnen in 2020 weltweit mehr als verdoppelt auf 80,9 Millionen in 2040, so das Szenario „Business as usual“. Die Kombination „System change“ der drei Einzelszenarien „Collect and Dispose“, „Recycling“ und „Reduce and Substitute“ ergab allerdings eine Reduzierung auf 17,7 Millionen Tonnen globalen Plastikmüll pro Jahr.

Verkehr

Ein Forschungsprojekt des „Austrian Institute of Technology“ untersucht, inwiefern Solarparks als Dachkonstruktionen über den schon versiegelten Flächen der Autobahnen realisierbar sind. Im Artikel werden auch Vor- und Nachteile von den Solarstraßenkonzepten, sowie den Solarschallschutzmauern diskutiert. Darin wird auch die verrichtbare Jahresarbeit der Solaranlagen auf der Gesamtfläche deutscher Autobahnen abgeschätzt: demnach könnten auf  dieser Fläche in der Größe von Bremen 41,5 TWh elektrischer Enerige produziert werden, ca. ein Drittel des elektrischen Energieverbrauchs privater Haushalte in der BRD pro Jahr (129 TWh).

Eine Studie des „Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik“ untersuchte das Bahn-Nebenlinien-Netz „Düren“ auf die Nachhaltigkeit hinsichtlich dort eingesetzer Wasserstoff- und Akkufahrzeuge. Dieseltriebzüge fahren in der BRD immer noch ein Drittel der insgesamt  gefahrenen Kilometer, so dass die Studie die oben genannten Alternativen auf eine Lebensdauer von 30 Jahren, also dem Horizont der bisherigen Klimaziele, hin unter der Annahme von 100% erneuerbaren Strom überprüfte. Wasserstoffzüge sind aufgrund momentan hoher Wasserstoffproduktionskosten und etwa viereinhalbjährlicher Wechsel der Brennstoffzellen im Moment 35 % teurer als Akkubetriebene. Um dies auszugleichen muss der Preis für den grünen (klimaneutralen) Wasserstoff aus erneuerbaren Energien von derzeit 4-5 € pro Kilogramm auf 1 € pro Kilogramm sinken. Die Zeit drängt: die Studie empfiehlt, ab 2025 spätestens keine Dieseltriebfahrzeuge mehr in Betrieb zu nehmen.

Wirtschaft

Das isländische Fischereikonglomerat Samherji nutze Millionen US-$ an Bestechungsgeldern, um Nambibias Fischgründe auszubeutenAl Jazeera enthüllte das dazu nötige korrupte Netzwerk nach Informationen eines Whistleblowers durch einen eingeschleusten Fake Investor.

 

 


Clicktivism und Praktisches

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Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ruft zu einer digitalen Schreibwerkstatt für „radikal-realpolitische Vorschläge für eine zukunftsfähige Wirtschaft“ auf – hier kannst du daran mitschreiben.

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Informiere dich auf der Seite „Connecting the dots“ spielerisch durch Zuordnung von Zitaten zu Jahreszahlen über die 500jährige Geschichte des Kolonialismus.

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Nach der Attacke auf eine 20-jährige angehende Landwirtin, bei der diese beleidigt und nicht verletzt wurde, sucht die Polizei nun Zeugen.

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Auf der Website http://klimaschutz-rnk.de/klimaschutz-rnk/co2bilanzen/gemeinde/082260000000 kann mensch Daten des Rhein-Neckar-Kreises zu den Klimabilanzen der Städte des Kreises einsehen.

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Referat für Ökologie und Nachhaltigkeit • StuRa Uni Heidelberg • oekomail@stura.uni-heidelberg.de

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