Heidelberger Studierende in finanzieller Notlage: Studierendenrat bittet um Spenden für COVID-19-Notfallfonds
Seit einigen Jahren schon bietet der Studierendenrat ein Notlagenstipendium für Studierende an, die sich infolge einer Ausnahmesituation in kurzzeitigen, finanziellen Engpässen befinden. Die Auszahlung dieses Stipendiums kann sich auf bis zu drei Monate erstrecken, jeweils bis zum BAföG-Höchstsatz, je nach ermitteltem Bedarf. Seit Beginn der COVID-19-bedingten Einschränkungen wurde dieses so häufig nachgefragt, dass der entsprechende Haushaltsposten deutlich aufgestockt wurde.
Die Verfasste Studierendenschaft wird finanziert aus Anteilen der Semesterbeiträge. „Es kann nicht sein, dass die Studierenden sich nun selbst gegenseitig finanzieren müssen, weil die Politik kaum wirkliche Unterstützung bietet“, so Julian Beier aus dem Sozialreferat der VS. Land und Bund haben zwar Kredite für Studierende bereitgestellt, diese werden jedoch nach einem Jahr vollständig mit Zinsen und Raten belastet. „Die Nothilfen von Land und Bund bieten keine wirkliche Alternative – sich in jungen Jahren so verschulden zu müssen, ist eine Zumutung!“
Außerdem gibt es die sogenannten Nothilfen. Bei einem Gesamtvolumen von lediglich 100 Millionen Euro wären das – bei einer Million Studierender, die sich ihr Studium durch einen Nebenjob finanzieren müssen – umgerechnet jedoch gerade einmal 100 Euro pro Person. „Das reicht hinten und vorne nicht“, so Florian Weiss aus dem Finanzreferat. „Die Studierenden, die einen Kredit oder die Nothilfe in Anspruch nehmen müssten, sind diejenigen, die bereits zuvor ihr Studium ohne jegliche Unterstützung selbständig finanzieren mussten. Hier hat kaum jemand Rücklagen bilden können. Seit März haben sie oft überhaupt kein Einkommen mehr, da Jobs wie z.B. in der Gastronomie wegfallen oder HiWi-Stellen nicht verlängert werden. Es fehlt also seit März das Geld für Miete, Krankenversicherung und Lebensmittel. Mit der Nothilfe können allenfalls Mietrückstände oder andere Verbindlichkeiten bezahlt werden, wenn man das Glück hat, eine nicht allzu hohe Miete zahlen zu müssen – in Heidelberg eine Rarität.“
Für viele Studierende bedeutet die aktuelle Lage existentielle Ängste. Einige spielen mit dem Gedanken, ihr Studium aufzugeben. „Vor allem betroffen sind die ausländischen Studierenden“, so Beier weiter, den die Anträge des Notlagenstipendiums erreichen. „Studierende ohne deutsche Staatsbürgerschaft müssen in Baden-Württemberg 1500 Euro Semestergebühren bezahlen. Dafür können sie zurzeit teilweise nicht mal einreisen, dementsprechend auch keinen Jobs nachgehen, und müssen Mieten für Zimmer bezahlen, die sie seit Monaten nicht bewohnt haben.“
Trotz hoher Aufstockung des Notlagenstipendiums stößt der Studierendenrat auch an finanzielle respektive rechtliche Grenzen. Dieses Geld kann nämlich qua Gesetz nur den Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zugutekommen. In Heidelberg gibt es jedoch mehr als nur eine Hochschule – die Krise trifft allerdings alle Studierende, egal, wo sie studieren.
In einem Brief an Unternehmen und Politiker*Innen aus der Region bittet der Studierendenrat daher nun um Spenden für die Heidelberger Studierendenfonds und appelliert dabei an deren Solidarität. „Wir hoffen darauf, dass die Förderung der Zukunft es der Wirtschaft und Wissenschaft Wert ist, ihnen für einige Zeit finanziell unter die Arme zu greifen“, sagt Weiss. „Diese Krise trifft uns alle. Zwei Drittel aller Studierenden müssen neben dem Studium arbeiten, fast alle davon arbeiten in geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen und sind damit oft besonders stark von den wirtschaftlichen Verwerfungen dieser Tage betroffen.“
– Für alle Spender*innen hat die Verfasste Studierendenschaft eigens eine Spendenwebsite erstellt. Alle weiteren relevanten Informationen sind dort aufzufinden. –