Abschlussbericht der VS zur Systemakkreditierung

Eine der Veranstaltungen, die durch die Covid-19-Pandemie abgebrochen wurde, war die Begehung der Universität Heidelberg im Rahmen ihrer Rekkreditierung. Hierbei sollte das System der Uni Heidelberg zur Einführung, Änderung und Durchführung von Studiengängen bzw. -ordnungen darauf geprüft werden, ob es geeignet ist, die Einhaltung von formalen und inhaltlichen Vorgaben für Studiengänge zu gewährleisten.

Worum geht es bei der Reakkreditierung?

An der Uni Heidelberg wird Systemakkreditierung praktiziert, dies bedeutet, dass die Uni Heidelberg ihre Studiengänge nicht durch externe Gutachter*innen, sondern intern über ihre Gremien und Verwaltung in einem Qualitätsmanagemantsystem (QMS) evaluiert und weiterentwickelt. Das Heidelberger Verfahren nennt sich heiQUALITY. Im Rahmen der Reakkreditierung werden einer externen Gutachter*innenkommission Berichte über das Verfahren vorgelegt, welche dann die Grundlage für Gespräche während der Begehung sind. Gesprochen wird mit der Hochschulleitung, Studiendkan*innen und anderen Akteur*innen. Außerdem nehmen die Gutachter*innen an regulären Sitzungen teil. Erste Gespräche fanden sogar noch vor der Covid-Pandemie statt und die Gutachter*innen nahmen z.B. an der Q+-Ampel-Sitzung zum Master of Education teil.

Worum geht es in den Berichten der Studierendenvertretung?

Einer der einzureichenden Berichte ist ein Selbstbericht der Studierendenvertertung. Diesen hat die Verfasste Studierendenschaft im August 2019 vorgelegt. Da es bei der Einführung des heiQUALITY-Systems noch keine Studierendenvertretung gab, war dieser Selbstbericht die erste gründliche Auseinandersetzung mit heiQUALITY durch die VS. Auf Fachebene hatten Fachschaftsräte jedoch häufiger mit Verfahren in ihren Fächern zu tun, daher sind viele Beobachtungen aus den Fächern in den Selbstbericht eingeflossen. Kritik wird in dem Bericht vor allem an der nicht immer zielführenden Datenerhebung und ihrer oft wenig aussagefähigen Aufbereitung geübt – beispielsweise werden erhobene Daten im weiteren Verlauf des Verfahrens nicht berücksichtigt, zu undifferenziert erhoben oder den Gremien, die die Studiengänge weiterentwickeln sollen, nicht zur Verfügung gestellt.

Auf zentraler Ebene sollten – zumindest laut Qualitätshandbuch – übergreifende Fragen zu Studium und Lehre im Senatsausschuss für Lehre (SAL) behandelt werden. Dass dies seit längerem nicht mehr geschieht, ist ein weiterer Kritikpunkt – denn so fehlt dem System ein Ort der Reflektion – auf den in den Ausführungen aber verwiesen wird. Während bei der Reakkreditierung eine Begehung stattfindet, ist dies beim internen Heidelberger Verfahren nicht vorgesehen – was verwundert, da es für eine Heidelberger Kommission gar kein Problem wäre, ein Institut zu besuchen. Dies wäre auch zielführend, um vor Ort nachzuvollziehen, ob Kritik an der Ausstattung, die in den Bemerkungsfeldern von Fragebögen formuliert wird, zutrifft oder ob Gebäude mobilitätgerecht sind. Überhaupt wird nicht geprüft, wie mit Heterogenität umgegangen und ob Institute sich um Inklusion bemühen – obwohl dies im Akkreditierungsstaatsvertrag explizit als Kriterium genannt wird.

Auch nach der Verabschiedung des Selbstberichts beschäftigte das QMS die VS. Immer deutlicher wurde, dass es zwar ein heiQUALITY-Handbuch voller guter Ideen gibt, die Praxis davon aber abweicht und alternative Strukturen entstanden sind. Unklar ist, welche Rolle Studierende im System spielen: sind sie nur Objekte, die befragt werden oder auch Subjekte, die z.B. als Sachverständige oder Vertreter*innen der Studierendenschaft gleichberechtigt in die Evaluation der Studiengänge involviert sind? Diese Überlegungen wurden in einem Abschlussbericht der Studierendenvertretung zusammengefasst; er wurde einer ersten Beratung und anschließenden Überarbeitung am 26.März in der Refkonf verabschiedet.

Anhand der Einführung des Masters of Education (M.Ed.) werden darin auch exemplarisch unklare Zuständigkeiten im Bereich Studium und Lehre aufgezeigt: es gibt kein zuständiges Institut oder Gremium und nach dem Ampelgespräch zum M.Ed. blieb unklar, an wen man eigentlich Verbesserungsvorschläge für das gesamte Lehramtsstudium adressiert werden: an einzelne Lehrende? ans Institut? an „das Fach“? an die AG Master? oder die heidelberg school of education?

Aufschlussreich war auch, dass vor der Begehung noch rasch ein „Leitbild Lehre“ im Senat abgestimmt wurde. Seit der ersten Begehung, 2014, als das Fehlen eines solchen bemängelt wurde, war bekannt, dass ein solches Leitbild zur Reakkreditierung 2020 vorliegen müsste. Doch erst Ende 2019 wurde dem Senat ein Papier vorgelegt ohne vorherige Diskussion in Fächern, Fakultäten oder dem für Lehre zuständigen Senatsauschuss. Immerhin gab es ein freundliches Gespräch mit einigen Studierenden, bevor das Leitbild dem Senat vorgelegt und dann doch aufgrund des Zeitdrucks nur noch abgenickt wurde.

Freilich macht ein Aspekt hierbei etwas Hoffnung: unabhängig von zentralen Vorgaben hatten einige Institute oder Fakultäten eigene Lehrkonzepte für ihre Zuständigkeitsbereiche erarbeitet. Diese Einrichtungen fragten sich zwar, ob ihre gemeinsam erarbeiteten Beschlüsse durch das Papier aus dem Senat ersetzt werden, es zeigten sich aber, dass es arbeitende Gremien gibt, in denen Ideen gesammelt und Studium und Lehre weiterentwickelt werden.

Wie geht es weiter mit der Reakkreditierung?

Die Begehung und die Gespräche an der Uni Heidelberg wurden im März 2020 aufgrund der Covid-19-Pandemie ausgesetzt, es ist unklar, ob sie überhaupt noch stattfinden werden oder nur eine „Papierauswertung“ stattfindet. Unabhängig davon, ob die Begehung nun ausfällt oder komprimiert nachgeholt wird, werden die Beobachtungen und Anregungen der beiden Berichte daher umso sorgfältiger gelesen.

Die Berichte wurde vom AK LeLe in einer Unter-Arbeitsgruppe vorbereitet. Die Mitarbeit in Arbeitsgruppen und Arbeitskreisen steht allen Interessierten offen. Aktuell finden die Treffen in Form von Videokonferenzen statt – was es vielleicht sogar noch leichter für Interessierte macht, dazuzukommen.

 

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